Samstag, 16. Februar 2013

Deine Jugend

Wir haben keine
große Wahl
Die Welt ist nicht gegen uns
Nein
Wir sind ihr bloß egal
Ich wach auf.
Die Tür schlägt zu, mein Vater schreit rum.
Die Stimme meiner Mutter wird auch lauter.
Ich stehe auf, tappe leise zur Treppe.
Setz mich hin und lausche.
Der Brief von der Schule ist anscheinend angekommen,
durchgefallen.
0 Punkte in Mathe.
"Wir könnten sie ja ein Praktikum machen lassen, Ausbildung?
Ein halbes Jahr wegschicken?"
Danke Papa, danke Mama, so viel bin ich euch also wert.
Anstatt ihr mich unterstützt, da redet ihr darüber wie ihr mich los werdet.
Das ist MEIN Leben, ich entscheide, was ich jetzt mache.
Das ist mein Leben. Meine Entscheidungen.
Zur Not kann ich es auch wegwerfen.
Meine Entscheidung.
Meins.


Der Abend war gut.
N. und F. waren da, bisschen was getrunken, gelacht.
Um 11 gehen beide.
Ich lauf mit N. noch nach Hause, da sie nur ein paar Straßen weiter wohnt.
"Ich hab dir auf deinem Schreibtisch noch eine Nachricht hinterlassen!", meint sie.
"Auf so einem pinken Zettel ! Les es dann! Und schreib mir dann!"
Ich nicke und lache, wir verabschieden uns.
Als ich wieder daheim bin schau ich auf meinen Schreibtisch.
Pinker Zettel.
Bei der Botschaft denke ich an sowas wie
"War guter Abend, hab dich lieb♥"
Oder sowas.
Aber als ich den Zettel auffalte und ihn lese,
fühlt es sich an wie ein Schlag in meine Magengegend.

"S., hör auf damit... Ich mein das ernst, dein Arm. Ich merk das, bitte lass das!
Gibt so viele andere Sachen die helfen, bitte♥"


Der Zettel landet im Mülleimer.
Ich schau auf meinen Arm.
Auf das rote Band, das ich herumgewickelt habe.
Dass ich immer an habe, wenn die Wunden ganz frisch sind.
Das rote Band, das meine Geheimnisse verdeckt, was sonst
Armbänder getan haben, aber die verdecken lange nicht mehr so gut.
Wieso merkt das N.? Und wieso nicht meine Mutter?
Die, die jeden Tag dieses rote Band sieht?
Sie frägt nie nach was es damit auf sich hat..
Nie.. Sie frägt nie was ich habe.
Am liebsten würde ich ihr meinen Arm vorhalten,
sie anschreien, ihr sagen, dass ich sterben will, ihr sagen, dass ich
depressiv bin, ihr sagen, dass ich in eine Klinik müsste, aber nicht will.
Und dann erst darf sie urteilen, urteilen über ihre Tochter.
Ihre eigene Tochter,
der sie das Leben geschenkt hat,
was sie einfach wegwerfen will.
Danke Mama, danke dass du die Signale erkennst, die ich dir sende.



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